Was ist eine Capsule Wardrobe? – Erstelle Deine eigene in nur 5 Schritten
CAPSULE WARDROBE
5,2 Milliarden Kleidungsstücke sind in den deutschen Kleiderschränken zu finden. Puh, da wundert es nicht, wenn einige von uns vor einem vollen Kleiderschrank stehen und trotzdem das Gefühl haben, sie hätten nichts zum anziehen. Je größer das schwedische Holzmonster ist, also Dein Kleiderschrank, desto mehr ist dieses Gefühl wohl präsent.
Das Konzept einer Capsule Wardrobe hat schon vielen geholfen in der Kleiderfülle ein passendes Outfit zu finden. Ich erkläre Dir, was eine Capsule Wardrobe ist und wie Du diese in 5 Schritten erstellst. Zudem gehe ich auf den Frühjahrs-/Sommertyp bzw. Herbst-/Wintertyp und die jeweiligen Key-Pieces für Frauen und Männer ein und spreche über die Vorteile, die eine Capsule Wardrobe mit sich bringen kann.
Was ist eigentlich eine Capsule Wardrobe?
Hinter dem Gedanken einer Capsule Wardrobe steckt das Konzept eines minimalistischen Kleiderschrankes – ganz nach dem Motto, weniger ist mehr.
Das Ziel ist mehr Bewusstsein für Deine Kleidung zu schaffen, die Du in Deinem Kleiderschrank hast und für das, was Du wirklich trägst. Der Fokus liegt darauf eine übersichtliche Garderobe zu haben mit relativ wenig Kleidungsstücken. Mit den ausgewählten Teilen lassen sich dann bestenfalls tolle, bequeme Outfit-Kombinationen erstellen, die Du gerne trägst, pflegst und von denen Du lange etwas hast, egal welche Trends um die Ecke kommen.
Es ist zudem ein weiterer Schritt zu mehr Slow Fashion und somit auch zu mehr Nachhaltigkeit.
Fakten:
Durchschnittlich besitzt jede Person in Deutschland, die zwischen 18–69 Jahren ist 95 Kleidungsstücke, exklusive Unterwäsche und Socken. In Summe sind dies etwa 5,2 Milliarden Kleidungsstücke in Deutschland. Das meiste davon sind Oberteile. 43% geben an, 50 bis 100 Teile in ihrem Kleiderschrank zu haben. 30% der Befragten haben jedoch 100 bis über 300 Teile im Schrank hängen.*
*Quelle: Greenpeace – Wegwerfware Kleidung (2015)
Deine Capsule Wardrobe in 5 Schritten
Ich zeige Dir meine persönlichen fünf Schritte, wie ich zu einem minimalistischerem Kleiderschrank gefunden habe. Ich selber habe übrigens keine ganz klassische Capsule Wardrobe mit maximal 40 Teilen. Ich bin jedoch genau die unteren fünf Schritte durchgegangen und es hat mir wirklich viel gebracht. Bei meinem Partner habe ich mit ihm zusammen genau das gleiche gemacht und auch er war danach viel zufriedener mit dem Inhalt seines Kleiderschrankes.
Für all meine Klamotten, teils auch über 10 Jahre alte Teile, inklusive lange Abendkleider, Schuhe, Unterwäsche, Socken und Accessoires benötige ich übrigens einen viertürigen Kleiderschrank. Eine Freundin von mir fand das mal sehr beeindruckend. Mir reicht dieser Platz vollkommen, obwohl das wohl kaum den minimalistischen „Helden-Standard“ darstellt ;) Daher sei nicht zu streng mit Dir, aber geh es bewusst an!
1. Aufmachen, ausräumen, angucken!
Stell Dich Deinem vielleicht sechstürigem schwedischen Holzmonster, namens Kleiderschrank. Nimm Dir am besten einen Wochenendtag, an dem Du Zeit hast Deinen Kleiderschrank komplett auszuräumen.
Mein Tipp:
Das kann je nach Fülle des Kleiderschrankes dauern, am besten fang immer mit Kleiderkategorien an z. B. erst Hosen, dann Pullover, dann Shirts. Was auch oft hilft ist die Einteilung in eher sommerliche Kleidung (Frühling/Winter) und eher winterliche Kleidungsstücke (Herbst/Winter).
Sieh Dir jedes Teil genau an und frage Dich:
Trage ich das Kleidungsstück gerne?
Zu welchen Anlässen trage ich es am meisten?
Wann habe ich es das letzte Mal getragen?
Wie oft trage ich das Kleidungsstück im Jahr?
Deine absoluten Lieblingsstücke kannst Du dann direkt wieder in den Schrank einsortieren. Es mag manchmal Kleidungsstücke geben, die Du nicht oft trägst, sie Dir dennoch sehr gefallen.
persönliches Beispiel: Ich habe ein ganz bestimmtes Sommer Outfit, blumige Bluse mit blumiger Shorts und finde es super im Hochsommer damit herumzulaufen. Betonung liegt auf Hochsommer. Hinzu kommt, dass ich es am liebsten im Strandurlaub trage. Dieses Outfit bleibt trotz seines geringes Einsatzes meinem Kleiderschrank treu, da ich es absolut toll finde und es jedes Mal auf’s Neue genieße zu tragen, auch wenn es manchmal nur zweimal Mal im Jahr ist.
Fakt:
Wusstest Du übrigens, dass jedes fünfte Kleidungsstück, also ca. 19 %, in Deutschland fast nie getragen wird.*
*Quelle: Greenpeace – Wegwerfware Kleidung (2015)
2. Aus den Augen aus dem Sinn – Wat fott es, es fott :)
All die Kleidung, welche Du nicht mehr anziehen möchtest oder bei der es Dir bewusster geworden ist, dass Du sie eigentlich nie trägst, können nun ihre Abschiedsreise antreten. Stapele diese und kümmere Dich dann an einem anderen Wochenendtag um deren Abschiedsreise. Wirf diese nicht!! in den Mülleimer. Du kannst diese Kleidung z. B. verkaufen, verschenken oder spenden, wenn Du ganz pfiffig bist sogar recyceln durch Umnähen. Du solltest nun nach dem zweiten Schritt deutlich aussortiert haben, natürlich gesetzt den Falles, dass Du viel zu viel an ungetragener Kleidung hattest.
3. Finde Deine Kombinationen
Ich finde, es gibt nichts sinnloseres im Kleiderschrank als z. B ein schönes Oberteil, das zu nichts passt und nur schön im Kleiderschrank hängt.
persönliches Beispiel: Ich hatte früher viele Oberteile, die aber für eine Hose zu kurz waren und für einen Rock zu lang oder teils nur aufgehangen schön aussahen, aber nicht bequem waren. Ich glaube, ich habe in meinen Zwanzigern viel Geld für genau solche Oberteile ausgegeben.
Im dritten Schritt geht es also darum, dass Du Kombinationen kreierst.
Formen, Muster und Farben
Wähle Kleidungsstücke nach Formen und Farben aus, die Deiner Meinung nach gut kombinierbar sind und ein für Dich stylisches und bequemes Outfit ergeben. Manche mögen schlichte Farben und Schnitte andere wiederum extravaganteres. Wenn Du also eine karierte gelbe Bluse mit pink-gepunkteter Hose tragen möchtest, tu es! Lass Dir nicht sagen, was geht und was nicht. Vergiss Sprüche, wie „Schwarz und Blau schmückt die Sau“ – Hauptsache ist, dass Du Dich wohlfühlst und Deinen Stil findest und nicht den neusten Modeschrei aus der letzten Cosmopolitan oder GQ nachahmst.
Basis-Kombinationen
Beim Finden von Kombinationen helfen anfangs oft die sogenannten Basis-Kombinationen. Konkret wäre das z. B. ein weißes T-Shirt mit einer blauen Jeans und bequemen Sneakers. Ich bin jedoch auch hier der Meinung, dass dies nicht für alle gelten muss, vielleicht bist Du als Frau z. B. eher der Kleider-Typ und hast hier Deine Lieblingskombi mit Kleid, Strickjacke und Ballerinas gefunden. Vielleicht ist Dir als Mann ein stylisches Hemd mit einer Chino-Hose und Deinen Sneakers lieber. Es geht also darum, was Deine persönlichen besten Basis-Kombinationen sind, jene die Du am besten gerne und zu fast jedem gängigen Anlass tragen kannst.
Wenn Du Deine Basis-Kombinationen gefunden hat, kannst Du nun weitere Kombinationen erstellen, die für Dich passen. Ob Du die Kombinationen dann auch zusammen an einem Ort in den Schrank hängst/legst oder Dir diese einfach nur merkst oder gar abfotografierst, ist natürlich Dir überlassen. Ich sortiere meine Kleidung immer nach Farben :)
4. Accessoires und Schuhe
Tolle gepflegte Schuhe, eine Uhr oder elegante Ohrringe machen meist jedes schlichte Outfit zu einem auffälligeren Hingucker. Durch Accessoires können Basis-Outfits auch für ausgewählte Anlässe sehr passend sein. So kann ein schlichtes Sommerkleid durch extravagante Pumps und einen Seidenschal nun für den schicken Restaurantbesuch herhalten. Hingegen wirkt ein eleganter Anzug mit Sneakers lässiger und verliert seinen meist formellen Look. Probier Dich aus und kombiniere auch mal wirr, um festzustellen, welche Kombinationen für Dich gehen und wie diese Deinen Look beeinflussen.
5. Geh es locker an – Sei nicht zu streng mit Dir!
Hab Spaß daran Deine Capsule Wardrobe zu kreieren. Wichtig ist, gehe es bewusst an und hinterfrage Deinen Kleiderkonsum. Ich finde, es ist dabei ganz allein Dir überlassen, ob Du mit 30 bis 40 Teilen zufrieden bist bzw. zurecht kommst, oder ob es letzten Endes doch ein paar Kleidungsstücke mehr sind. Bleib also bewusst bei dem Gedanken von Slow Fashion und mehr Nachhaltigkeit, aber verlier dabei nicht die Freude, schließlich ist es Deine Kleidung und Du sollst Dich wohlfühlen und nicht beim 41. Kleidungsstück eine Sinnkrise bekommen ;) Ich selber komme nicht mit 40 Teilen aus!
Capsule Wardrobe – Frühjahrs- & Sommertyp
Anbei gibt es noch ein paar Gedanken zu den Capsule Wardrobe Frühling/Sommer Key-Pieces für Frauen und Männer. Vergiss nicht, es muss für Dich persönlich passen.
Capsule Wardrobe Frühjahr
Capsule Wardrobe Sommer
feminine Key-Pieces
Sommer-Rock/-Kleid
Tops und Shirts
Stoffhosen
helle Jeans
leichte Strickjacke
helle Jeansjacke
Bikini, Badeanzug
helle, leichte Sneakers
Sandalen oder Mules
Espadrilles
schicke, luftige Pumps
Sonnenbrille
Sonnenhut oder Cap
Statement-Pieces z. B. Plissé Rock in knallig Pink
maskuline Key-Pieces
kurzes, helles Hemd
Shirts
helle Jeans
Stoffhosen
Shorts
fein-gewebte Strickjacke
helle Jeansjacke
helle, leichte Sneakers
Espadrilles oder Mules
Badeshorts
Sonnenbrille
Sonnenhut oder Cap
Statement-Pieces z. B. blumig-gemustertes kurzes Hemd
Passende nachhaltige Stoffe für den Frühlings-/Sommertyp:
Leinen, TENCEL™ Lyocell, TENCEL™ Modal, Viscose (LENZING™ ECOVERO™), Bio-Baumwolle (Jersey, Denim), Seide
Capsule Wardrobe – Herbst- & Wintertyp
Nun folgen auch noch ein paar Gedanken zu den Capsule Wardrobe Herbst/Winter Key-Pieces. Auch hier gilt, es muss für Dich passen.
Capsule Wardrobe Herbst
Capsule Wardrobe Winter
feminine Key-Pieces
Pullover
dunklere Jeans
langes Kleid oder langer Rock
Trenchcoat
Wintermantel
(vegane) Lederjacke
Strumpfhosen
dunklere Sneakers
schicke Halbstiefel oder Loafers
feste Boots
Mütze, Stirnband
dicker Schal
Handschuhe
Statement-Pieces
maskuline Key-Pieces
Pullover
langärmiges Shirt
dunklere Jeans
Trenchcoat oder Zweireier
Wintermantel
(vegane) Lederjacke
dunklere Sneakers oder Loafers
winterfeste (Schnür-)Stiefel
Mütze
Schal
Handschuhe
Statement-Pieces
Passende nachhaltige Stoffe für den Herbst-/Wintertyp:
Bio-Baumwolle (Cord, Samt, Denim), Bio-(Schurwolle)Wolle
Vorteile einer Capsule Wardrobe
Was Deine Capsule Wardrobe für Vorteile hat, erkläre ich Dir nun anhand der unteren 7 Punkte.
Schnelligkeit
Egal ob für eine Abendrunde mit Hund, den Spielplatz oder einem Restaurantbesuch zu zweit, Du findest nun schneller und einfacher ein Outfit für Deinen Anlass.
Freude
Du hast mehr Freude an Deiner Kleidung, da Du nun weißt, was zu welchem Teil passt und die Kombinationen einfach zu Deinem Stil und Dir passen. Apropos Stil…
Stil bzw. Style
Bestenfalls hast Du durch eine Capsule Wardrobe noch mehr zu Deinem eigenen Stil gefunden und kannst diesen nun sogar mit Deinen schon gekauften Kleidungsstücken und Accessoires umsetzen.
Wertschätzung
Du schätzt Deine Kleidung mehr wert, da Du nun einen Überblick hast und jedes Teil mit anderen in Deinem Kleiderschrank ein Outfit kreieren.
Zeit
Früher hast Du vielleicht hektisch noch schnell das Outfit zum dritten Mal gewechselt und davor fast eine Stunde für Deinen Look gebraucht. Weniger Teile gekonnt kombinierbar, heißt auch, weniger Zeitaufwand bei der Kleiderauswahl und mehr Zeit für andere wichtige Dinge und Menschen in Deinem Leben.
Geld
Durch mehr Bewusstsein für Deine Kleidung und den Konsum von Kleidung, sparst Du auch eine Menge Geld. Denn Du weißt, was Du ggf. wirklich noch an Kleidung brauchst und was nicht. Der Berg an nicht getragenen Oberteilen, für die Du viel Geld ausgegeben hast, um diese dann einfach nur schön im Schrank hängen zu haben, ist nun vorbei.
Freiheit
Ich finde es einfach befreiend. Weniger Sachen bringen bestenfalls mehr Platz in Deine Wohnung, z. B. für eine schöne, große Zimmerpflanze oder eine kleine Lese-Ecke mit Sessel, ggf. benötigst Du nun auch weniger Wohnraum, da das schwedische Holzmonster nun deutlich kleiner geworden ist.
“Buy less, choose well, make it last.”
„Kaufen Sie weniger, wählen Sie gut aus,
erhalten Sie es lange.“
Vivienne Westwood
Empfehlung:
Sehe und höre Dir dazu den entsprechenden ca. sechsminütigen Talk an:
Vivienne Westwood on capitalism and clothing (Guardian Live talk, 2014)
The Guardian: "Fashion designer Vivienne Westwood on the end of capitalism; why we need to spend more on food and clothing; and why we should avoid fracking."
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